Eine Bestandsaufnahme

Studie als PDF downloaden

Kontext zur Studie

Qualitativ hochwertige Sexualpädagogik ist unentbehrlich für eine gesunde Gesellschaft

Die türkis-blaue Regierung hat vor dem Ibiza-Eklat per Antrag trotz Widerhall von zig ExpertInnen (inklusive Kirchen-VertreterInnen) durchgeboxt, dass externe Sexualpädagogik-ExpertInnen nicht mehr an österreichischen Schulen vortragen dürfen. Die LehrerInnen sollen sich darum kümmern. Das ist eine fatale Entscheidung, weil zu befürchten ist, dass Sexualpädagogik ohne externe Expertise wieder nur an den LehrerInnen hängen bleibt und langfristig aus den österreichischen Schulen verschwindet.

Um einen Beitrag dazu zu leisten, dass die Folgeregierung die vorliegende Entscheidung rückgängig macht und österreichischen Schulen die Möglichkeit zu geben, weiterhin mit geprüften externen Sexualpädagogik-ExpertInnen zu arbeiten, habe ich als Abgeordnete des Parlamentsklubs JETZT eine Studie beuftragt.

Bezahlt wurde die Studie vom Parlamentsklub JETZT. Sie ist die erste Studie, die einen umfassenden Einblick in die österreichische Sexualpädagogik bietet. Durchgeführt wurde sie vom Gallup Institut. Im September 2019 wurden 1000 ÖsterreicherInnen zwischen 14 und 50 Jahren per Online-Umfrage zu ihren Erlebnissen mit Sexualpädagogik und ihrem Wissen zu Themen der Sexualität befragt.

Die wesentlichen Ergebnisse kannst du dir direkt hier durchlesen. Die komplette Studie kannst du dir mit einem Klick auf den „Studie als PDF downloaden“ Button herunterladen.

Sexualkunde-Unterricht

Sexualkunde-Unterricht hat sich im Laufe der Zeit in den Schulen zusehends etabliert. Waren es bei den 31- bis 50-Jährigen noch rund zwei Drittel, die in Sexualkunde unterrichtet wurden, sind es bei den bis 30-Jährigen bereits mehr als 80%.

Auch im Hinblick auf die Vermittlung von Sexualkunde zeigt sich ein Wandel. Sexualkunde wird zwar nach wie vor hauptsächlich von LehrerInnen unterrichtet, ein Fünftel der jüngeren Generation bekam das Thema Sexualität allerdings von externen Sexualpädagogik-ExpertInnen vermittelt.

Drei Viertel erinnern sich auch noch an Inhalte aus dem Sexualkunde-Unterricht, was darauf schließen lässt, dass dieser durchaus einprägsam war. Die Tatsache, dass jemand Externer die Rolle des Wissensvermittlers übernahm, schlägt sich in höheren Erinnerungswerten nieder. Dies könnte daraus resultieren, dass einer externen Person mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird oder aber, dass Sexualpädagogik-ExpertInnen aufgrund ihrer spezifischen Ausbildung das Thema besser transportieren können. Tendenziell liefern die Ergebnisse eine Bestätigung für Zweitgenanntes, da Personen, die von Sexualpädagogik-ExpertInnen unterrichtet wurden, das Angebot interessanter finden.

Es zeigt sich ein klares Votum für (mehr) Sexualkunde-Unterricht in der Schule – mehr als 60% sprechen sich dafür aus. Männliche Befragte und bis 30-Jährige sind dafür besonders zu begeistern. Darüber hinaus wird auch eine deutliche Präferenz für externe Sexualpädagogik-ExpertInnen als Vermittler des Themas Sexualität evident.

Generell wird dem Thema Sexualpädagogik in der Schule hohe Relevanz attestiert. Wer bereits in Sexualkunde unterrichtet wurde, ist davon in noch höherem Maße überzeugt.

Aufklärung

In Zusammenhang mit dem Thema Aufklärung haben vor allem 3 Aspekte Bedeutung:

  • Der Sexualkunde-Unterricht (stärker in der jüngeren Generation)
  • Das Elternhaus
  • Die FreundInnen (insbesondere bei weiblichen Befragten)

Das Thema Internet erfährt in diesem Zusammenhang einen Bedeutungsschub. Fast 40% der jüngeren Generation (und damit mehr als doppelt so viele wie bei den über 30-Jährigen) nennen das Internet als wesentliche Quelle für ihre Aufklärung.

Die Selbsteinstufung in Bezug auf das Wissen rund um das Thema Sexualität, Verhütung und Funktion des eigenen Körpers ist – wie die nachfolgenden Wissensfragen gezeigt haben – deutlich von Selbstüberschätzung geprägt.

Wissen

Das Wissen in Zusammenhang mit Sexualität-spezifischen Themen ist überwiegend auf einem optimierungsbedürftigen Level. Dies widerspiegelt sich auch in der Tatsache, dass 96% durch diese Wissensfragen definitiv etwas gelernt haben. Somit werden indirekt Wissenslücken bestätigt bzw. die vorab getätigte Selbsteinstufung zum Wissen ad absurdum geführt.

Beim Thema Verhütung zeigt sich ein vergleichsweise gutes Wissen – immerhin weiß man um die unsicherste Verhütungsmethode gut Bescheid, die sicherste können zumindest zwei Drittel richtigerweise zuordnen.

Die Antworten auf Fragen zum Körper bzw. zu Körperfunktionen werfen ein recht uneinheitliches Bild auf, was ebenfalls auf deutliche Wissensdefizite schließen lässt.

Im Anschluss an die Wissensfragen wird hohes Interesse an noch mehr Wissen aus der Sexualpädagogik artikuliert. Tendenziell vor allem von Jüngeren, aber auch mehr als drei Viertel der bis 50-Jährigen äußern sich zustimmend. Auch die Relevanz-Einstufung von Sexualpädagogik in der Schule liegt danach auf noch höherem Niveau.